Ganz unglaublich: Ein „Winterbächer” hat die Sonne eingefangen: Werner Bloss

Ganz unglaublich: Ein „Winterbächer“ hat die Sonne eingefangen:

Zur Erinnerung an Professor Dr.-Ing. Werner Bloss

Im Mai 2008 wurde unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten Günther Oettinger in Stuttgart im Haus der Wirtschaft das 20jährige Bestehen des ZSW Zentrum für Sonnenenergie und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg gefeiert. MP Günther Oettinger begrüßte die Festgesellschaft (Zitat): „Ich grüße Frau Bloss und erwähne den Namen ausdrücklich…“.

Für die Bürgerinnen und Bürger unseres „sonnigen Winterbachs“, für die ungezählten Solar-Freaks unserer Tage, für die jüngeren Freunde der BWV, ist dieses Wissenschafts-Jubiläum auf den ersten Blick ganz fern… und doch auch wieder beeindruckend nah! Denn die Entwicklung der Solartechnik in Deutschland ist untrennbar mit dem Namen eines „Winterbächers“ verbunden: Prof. Dr.- Ing. Werner Bloss (1930-1996), einziger Sohn vom Glaser-Bloss in der Westergasse. Und Vater von Barbara Dittrich, geb. Bloss und Andreas Bloss. Werner Bloss war viele Jahre lang Vorsitzender des Freundeskreises der BWV.

Ab 1967 hatte Werner Bloss eine Gastprofessur in Gainesville/Florida inne. 1970 wurde er als Ordinarius auf den Lehrstuhl für Physikalische Elektronik an der Universität Stuttgart berufen, wo er als Institutsleiter bis zu seiner Emeritierung 1995 wirkte.

Beeindruckt von der amerikanischen Weltraumforschung, beeinflusst von der Auswirkungen der ersten Ölkrise 1972 und der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl, gefördert von der Landesregierung unter Lothar Späth, wurde damals unter seiner Leitung das Institut an der Universität Stuttgart gegründet.

Und angeregt von den herausragenden Ergebnissen seines Instituts in der Erforschung von Laserkristallisationsprozessen, der Entwicklung holografischer Bauelemente und der Suche nach neuen photovoltaisch wirksamen Materialien wie Silizide und Sulfosalze, kam es dann 1988 zur Gründung des ZSW Zentrum für Sonnenenergie und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg..

Schon 1989 wurde dann auf der Schwäbischen Alb in Widderstall, Gemeinde Merklingen, eine Photovoltaik-Versuchsanlage in Betrieb genommen, die heute noch im wissenschaftlichen Betrieb ist und als Europas größtes Solar-Testfeld gilt..

In seinen letzten Lebensjahren stand die Entwicklung der Kupfer-Indium-Selenid-Solarzellen-technik – kurz CIS genannt – im Mittelpunkt seiner Forschungen. Und genau die CIS-Technik – er hat es nicht mehr erlebt – führte 1999 die Dünnschicht-Photovoltaik zur Produktionsreife der Solarzellentechnik.

Gemeinsam mit Investoren wie der Adolf Würth GmbH und der EnBW wurde durch das ZSW unter seinem Nachfolger Prof. Dr. Hans Albrecht eine CIS-Pilotproduktionslinie aufgebaut. Im Herbst 2006 verkündete Würth Solar dann die Eröffnung der ersten Serienproduktion weltweit von CIS-Solarmodulen in seiner neuen Solarfabrik in Schwäbisch Hall.

Heute ist Deutschland führend auf dem Gebiet der Solartechnik, das ZSW berät die Politiker der Welt auf den Feldern der Erneuerbaren Energien. Und wenn wir, die wir Werner Bloss noch erleben durften, heute so über Land fahren und es glitzert in den Städten und Dörfern von den Solardächern der Bürger, dann glitzert und glänzt auch immer ein bisschen Werner Bloss durch unseren Erdenraum.

Gerhard Raach