Erinnerung an Marta Speidel, der ersten Frau im Winterbacher Gemeinderat

Vor 100 Jahren wurde Marta Speidel (1913 bis 2003) geboren.

Erinnerungen an die erste Frau im Winterbacher Gemeinderat:

Marta Speidel, Gemeinderätin der BWV von 1968 bis 1984

Für die jüngeren Generationen ist es heute kaum mehr vorstellbar, dass es noch in den sechziger Jahren tatsächlich großen Mutes bedurfte, um sich als Frau einer Gemeinderatswahl zu stellen. Marta Speidel hatte den Mut und den “Schneid” – ihr Bürgerengagement wurde von den Winterbacherinnen und Winterbachern belohnt: Überwältigend war die Zustimmung. Und mit einer Frau Gemeinderätin im Gremium verstärkten und veränderten sich nun auch im Winterbacher Gemeinderat der Männer um die Aspekte der Lokalpolitik aus weiblicher Sicht.

“Das Miteinander unter einem menschlichen Verständnis füreinander wurde ihr Ackerfeld. Und die Güte ihrer Arbeit und Ernte zeigte sich im späteren Nachrücken weiterer Frauen in den Winterbacher Gemeinderat”… das schrieb über sie Helmut Nachtrieb anlässlich ihres 65. Geburtstags.

“Eine Person, die nicht locker lasse und die ihre Umgebung auf Trab hält” war eine weitere Charakterisierung ihrer starken Persönlichkeit. Das war 1983, als Marta Speidel als erste Frau im Ort das Bundesverdienstkreuz verliehen bekam.

Dazwischen lagen Jahre unermüdlicher Arbeit für die dörfliche Gemeinschaft. Sie hat sich auf kommunalpolitischer, schulischer und sozialer Ebene hervorgetan. Für uns ältere Winterbacher sind noch in Erinnerung ihr Einsatz für die Ortskernsanierung 1975-1976 mit der Verlegung des Marktbrunnens und die Erhaltung der alten Rathäuser, auch ihr Kampf um die Erhaltung des alten Friedhofs, ihr Einsatz für die Winterbacher Vereine, der Ausbau der Kelter zum Bürgerhaus.

Vor allem aber auch ihr Engagement bei der Gründung des Vereins der Nachbarschaftshilfe und daraus fast zwangsläufig die Fortführung der Pflegeeinrichtung in Winterbach, die nach dem Wegzug des Pflegeheims Bethanien der evangelischen Diakonissenanstalt nach Stuttgart in einem “Förderverein Altenzentrum” und im Bau des heutigen Pflegeheims mündeten.

Marta Speidel war eine Frau mit Zukunfts-Visionen für unsere Gemeinde. Die Verleihung der Ehrenmünze der Gemeinde 1981 war weiterer Ausdruck ihrer Wertschätzung.

Alle Mitbürgerinnen und Mitbürger die sie noch kannten, werden sie und ihre Arbeit nicht vergessen. Und unseren jüngeren Frauen und Männern, unseren Vereinsaktiven und bürgerschaftlich Engagierten kann sie nur Vorbild sein für weiteres und zukünftiges bürgerschaftliches Mitwirken im Heimatort. Getreu dem Lob, das ihr Gottlob Ellwanger, einer ihrer ältesten Gemeinderats-Weggefährten mit auf den letzten Weg gab: “Sie hat ihr Sach´ recht g´macht!” Marta Speidel wird man in Winterbach nicht vergessen.